Kindergartenfotografie ist ein spezialisierter Bereich der professionellen Fotografie, bei dem Kinder direkt in ihrer gewohnten Kita-Umgebung fotografiert werden. Anders als bei herkömmlichen Fototerminen im Studio müssen Familien nicht extra anreisen oder Termine koordinieren.
Der typische Ablauf gestaltet sich folgendermaßen: Der Fotograf kommt direkt in die Kindertagesstätte und baut dort sein mobiles Equipment auf. Jedes Kind wird einzeln fotografiert, wobei auch Gruppenaufnahmen mit der gesamten Kita-Gruppe entstehen. Die Fotografin stellt sich vorab bei den Kindern vor, um Vertrauen aufzubauen und die Aufregung zu reduzieren.
Der Elternbeirat fungiert als zentrale Entscheidungsinstanz bei der Fotografenauswahl, nicht die Erzieher selbst. Diese Struktur ist wichtig zu verstehen, da die Eltern letztendlich die Käufer der Bilder sind. Eltern melden ihre Kinder vorab online an und können dabei wählen, ob sie Einzelportraits wünschen oder nur die Teilnahme am Gruppenfoto. Diese Anmeldung ist vollkommen freiwillig – kein Kind wird gegen den Willen der Eltern fotografiert.
Der Weg zum Kindergarten-Fotoauftrag
Die Akquise für Kindergarten-Aufträge erfordert aktives Zugehen auf die Einrichtungen. Fotografen sprechen dabei oft von „Türklinken putzen“ – einem direkten Ansatz, bei dem Kindergärten persönlich aufgesucht werden. Eine professionelle Bewerbungsmappe mit Bildbeispielen und Informationen für Erzieher ist dabei unerlässlich.
Die Sympathie zwischen Fotograf und Elternbeirat entscheidet maßgeblich über den Auftrag. Neben der Bildqualität steht besonders im Fokus, dass der gesamte Ablauf für die Erzieher möglichst wenig zusätzlichen Aufwand bedeutet. Kindergärten haben oft negative Erfahrungen mit früheren Fotografen gemacht und suchen gezielt nach besseren Alternativen.
Mittlerweile kommen auch Kindergärten proaktiv auf etablierte Fotografen zu, wenn sich deren Ruf herumgesprochen hat. Mundpropaganda und Weiterempfehlungen zwischen Einrichtungen sind dabei der effektivste Weg zu neuen Aufträgen. Fotografen, die einmal ihr System erfolgreich etabliert haben, profitieren von diesem Schneeballeffekt.
Besonderheiten beim Fotografieren von Kindern
Der größte Unterschied zur industriellen Kindergartenfotografie liegt im Zeitfaktor: Während manche Anbieter nur drei Sekunden pro Kind einplanen, sollten mindestens fünf bis sieben Minuten pro Kind eingeplant werden. Diese zusätzliche Zeit ermöglicht es, auf die individuelle Persönlichkeit jedes Kindes einzugehen.
Schüchterne oder weinende Kinder benötigen besondere Aufmerksamkeit. Bewährte Strategien sind das Weglegen der Kamera und ein normales Gespräch über persönliche Themen wie Geschwister oder Hobbys. Bei völlig unwilligen Kindern wird das Shooting abgebrochen und am nächsten Tag wiederholt – weinende Kinderfotos sind tabu.
Ein entscheidender Trick ist der optimale Zeitpunkt für Gruppenfotos: Diese sollten als allererstes am Morgen entstehen, wenn die Kinder noch ruhig und aufmerksam sind. Später am Tag werden sie zunehmend unruhiger und unkonzentrierter. Die Vorstellung des Fotografen in der Gruppe schafft bereits vorab Vertrauen und reduziert Ängste vor der ungewohnten Situation. Kranke Kinder stellen eine besondere Herausforderung dar, besonders während der Grippezeit. Bei vielen Ausfällen können Nachholtermine im eigenen Studio angeboten werden, wobei die gleichen Hintergründe verwendet werden wie in der Kita.
Technische Ausrüstung und Settings
Für die Kindergartenfotografie hat sich die Sony A7III* in Kombination mit dem Tamron 28-75mm Objektiv bewährt. Diese Brennweite bietet ausreichend Flexibilität für verschiedene Aufnahmesituationen und Bildwinkel. Für Außenaufnahmen kommt zusätzlich das 70-200mm Objektiv zum Einsatz.
Das mobile Setup besteht aus einem transportablen Hintergrundsystem mit einem neutralen Braunton, der universell einsetzbar ist. Zwei Blitze sorgen für die optimale Ausleuchtung: einer als Hauptlicht schräg von vorne, der zweite als Streiflicht für mehr Dimension. Diese Konstellation ermöglicht es, verschiedene Setups gleichzeitig aufzubauen, ohne ständig umbauen zu müssen.
Bei den Kameraeinstellungen steht die Bewegungsschärfe im Vordergrund: Blende f/5,6 für ausreichende Schärfentiefe, schnelle Verschlusszeiten um Bewegungsunschärfe zu vermeiden und flexible ISO-Werte je nach Lichtsituation. Der Autofokus muss zuverlässig und schnell arbeiten, da Kinder sich unpredictable bewegen und spontane Reaktionen zeigen. Die Lichtverhältnisse variieren stark zwischen verschiedenen Kindergärten. Bei Außenaufnahmen muss besonders auf wechselnde Sonneneinstrahlung geachtet werden, was häufige Anpassungen der Belichtungsparameter erfordert.
Hilfsmittel für gelungene Kinderfotos
Feuchttücher gehören zur absoluten Grundausstattung jedes . Kinder haben oft verschmutzte Gesichter oder Essensreste um den Mund, die vor dem Foto entfernt werden müssen. Haarspray hilft dabei, abstehende Haare zu bändigen und für ein gepflegtes Erscheinungsbild zu sorgen.
Spezielle Aufmerksamkeits-Tools auf der Kamera ziehen die Blicke der Kinder magisch an. Blinkende LED-Lichter, kleine Figuren oder andere bewegliche Elemente, die auf dem Kamerablitz montiert werden, sorgen dafür, dass Kinder automatisch in die richtige Richtung schauen. Diese können selbst gebastelt oder im Fachhandel erworben werden.
Die Kunst liegt darin, natürliche Reaktionen hervorzurufen statt gestellte Posen zu erzwingen. Lustige Geräusche, überraschende Fragen oder kleine Scherze lockern die Atmosphäre auf und zaubern echte Lächeln auf die Gesichter. Handpuppen oder andere Animationshilfen können zusätzlich eingesetzt werden, sollten aber dosiert verwendet werden. Die Standardausrüstung sollte immer identisch sein, um nichts zu vergessen und Routine zu entwickeln. Ein festes „Kita-Paket“ mit allen notwendigen Utensilien minimiert das Risiko, wichtige Hilfsmittel zu Hause zu lassen.
Bildbearbeitung und Workflow
Bei der Bearbeitung von 1000+ Bildern pro Kindergarten steht Effizienz im Vordergrund. Lightroom ist dabei das Programm der Wahl für die Grundbearbeitung, während Photoshop nur für spezielle Retuschen verwendet wird. Pro Kind bleiben etwa 15-20 finale Bilder übrig, die den Eltern zur Auswahl angeboten werden.
Der Auswahlprozess erfolgt systematisch: Zunächst werden alle Bilder eines Kindes gesichtet und die besten Aufnahmen markiert. Anschließend erfolgt eine schnelle Grundkorrektur in Lightroom mit standardisierten Einstellungen. Aufwendige Photoshop-Arbeiten sind bei diesem Volumen nicht praktikabel und würden die Wirtschaftlichkeit des Angebots gefährden.
Gruppenfotos erfordern spezielle Techniken, da garantiert nie alle Kinder gleichzeitig optimal aussehen. Die Lösung liegt im Fotografieren von 40-50 Einzelaufnahmen der Gruppe und der anschließenden digitalen Montage der besten Gesichtsausdrücke in Photoshop. Ein Hauptbild wird ausgewählt und einzelne Köpfe aus anderen Aufnahmen eingefügt.
Die Masken-Funktion in Lightroom hat die Bearbeitung deutlich beschleunigt und ermöglicht selektive Korrekturen ohne aufwendige Photoshop-Arbeit. Dennoch gilt: Bereits beim Fotografieren auf technische Qualität achten, um nachträglichen Korrekturaufwand zu minimieren.
Online-Galerie und Verkaufssystem
Das Herzstück des modernen Kindergartenfotografie-Geschäfts ist das Online-Verkaufssystem. Jede Familie erhält einen QR-Code und persönlichen Zugangscode, über den sie zur individuellen Bildergalerie ihrer Kinder gelangen. Dieses System eliminiert die Vorproduktion von Bildern, die möglicherweise nie gekauft werden.
Der Online-Shop ist mit Gutscheinen und verschiedenen Produktoptionen ausgestattet. Eltern können zwischen Einzeldrucken, Fotobüchern, Leinwänden und digitalen Downloads wählen. Die Bezahlung erfolgt direkt über die Plattform, wodurch der administrative Aufwand für den Fotografen minimiert wird.
Für die Nutzung der Plattform fallen Provisionen an, die vom Umsatz abgezogen werden. Der verbleibende Betrag ist der tatsächliche Verdienst des Fotografen. Dieses Modell bedeutet: nur verkaufte Bilder generieren Einnahmen, was Fotografen dazu motiviert, qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten. Ein großer Vorteil für Eltern ist die zeitliche Flexibilität: Sie können in Ruhe alle Bilder betrachten, Familienmitglieder einbeziehen und durchdachte Kaufentscheidungen treffen. Die Bestellabwicklung erfolgt vollautomatisch, vom Druck bis zur Lieferung direkt nach Hause.
Datenschutz und Einverständniserklärungen
Die Teilnahme an der Kindergartenfotografie ist vollkommen freiwillig. Bei der Online-Anmeldung können Eltern explizit wählen zwischen Einzelfotos und/oder der Teilnahme am Gruppenbild. Diese Differenzierung ist datenschutzrechtlich wichtig und gibt Eltern die volle Kontrolle. Kinder, die nur für Gruppenfotos angemeldet sind, werden entsprechend markiert und nehmen nicht an den Einzelportraits teil. Vergessene Anmeldungen werden aktiv nachgefragt, bevor ein Kind fotografiert wird – niemand soll versehentlich ausgeschlossen werden.
Besonders wichtig ist die Kommunikation mit skeptischen Eltern. Manche haben Bedenken bezüglich Datenschutz oder Bildverwendung. Transparente Aufklärung über den Verwendungszweck und die Speicherdauer der Bilder schafft Vertrauen und räumt Unsicherheiten aus. Die Erfahrung zeigt: Komplette Verweigerung ist selten. Die meisten Familien entscheiden sich mindestens für die Teilnahme am Gruppenfoto, wenn ausreichend über den Ablauf und die Datensicherheit informiert wird.
Zusatzleistungen und Sonderangebote
Erzieherportraits werden kostenlos als Service für die Einrichtung angeboten. Diese professionellen Aufnahmen können für das Portfolio der Kita, die Eingangstür oder die Website verwendet werden. Aktualisierte Mitarbeiterfotos sind für Kindergärten ein wertvoller Zusatznutzen. Das gerahmte Gruppenfoto wird als Geschenk an die Kita übergeben und im Gruppenraum aufgehängt. Diese Geste stärkt die Beziehung zur Einrichtung und dient gleichzeitig als Referenz für zukünftige Interessenten. Eltern sehen so sofort die Qualität der Arbeit.
Geschwisterfotos sind nur möglich, wenn beide Kinder in derselben Einrichtung sind. Externe Geschwister am Nachmittag dazuzuholen wäre organisatorisch zu aufwendig. Als Alternative werden Gutscheine für Familienshootings mit Rabatt angeboten, um die Kundenbindung zu stärken. Diese Zusatzleistungen kosten den Fotografen wenig, schaffen aber erheblichen Mehrwert für alle Beteiligten. Sie differenzieren von der Konkurrenz und führen häufig zu Weiterempfehlungen.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Kritik von Eltern kommt vor, ist aber meist emotional motiviert. Ein dokumentierter Fall zeigte eine unzufriedene Mutter, die behauptete, auch andere Eltern seien unzufrieden – obwohl sie selbst Bilder im Wert von über 50 Euro bestellte. Bei berechtigter Kritik wie unscharfen Bildern wird sofort kostenloser Ersatz geleistet.
Die Kommunikation mit der Kita-Leitung hilft dabei, Feedback einzuordnen. Oft stellt sich heraus, dass Einzelkritik nicht representative für die allgemeine Zufriedenheit ist. Konstruktive Rückmeldungen werden genutzt, um den Service zu verbessern – etwa wenn frühere Fotografen nicht auf saubere Gesichter oder ordentliche Haare geachtet haben.
Kranke Kinder während der Grippezeit können zu erheblichen Ausfällen führen. Flexible Nachholtermine im eigenen Studio sind dann eine praktikable Lösung, erfordern aber zusätzlichen Aufwand. Bei nur wenigen betroffenen Kindern ist dies wirtschaftlich nicht darstellbar. Qualitätskontrolle durch einen erfahrenen Partner kann dabei helfen, Schwächen in der eigenen Arbeit zu erkennen. Vier Augen sehen mehr als zwei – besonders bei der finalen Bildauswahl und -bearbeitung.
Online-Galerie und Verkaufssystem
Das digitale Verkaufssystem revolutioniert die traditionelle Kindergartenfotografie. Statt vorproduzierter Bilder, die möglicherweise unverkauft bleiben, erhalten Eltern Zugang zu einer personalisierten Online-Galerie mit allen Aufnahmen ihrer Kinder. Der Zugang erfolgt über QR-Codes und individuelle Passwörter, die etwa eine Woche nach dem Shooting verteilt werden.
Der integrierte Online-Shop bietet maximale Flexibilität bei der Produktauswahl. Von einzelnen Abzügen über Fotobücher bis hin zu Leinwänden und digitalen Downloads können Eltern genau das bestellen, was sie wirklich möchten. Gutscheine und Pakete erweitern das Angebot zusätzlich.
Das System arbeitet vollständig automatisiert: Nach der Bestellung werden die Produkte professionell gedruckt und direkt an die Kunden versandt. Der Fotograf für Kindergärten erhält eine Provision vom Verkaufspreis, während die Plattform die gesamte Abwicklung übernimmt. Dieses Modell eliminiert Lagerhaltung, Vorfinanzierung und Vertriebsaufwand. Für Kindergärten entstehen keinerlei Kosten – ein wichtiges Verkaufsargument gegenüber der Konkurrenz. Viele Eltern sind überrascht, wenn sie erfahren, dass nur tatsächlich bestellte Bilder bezahlt werden müssen. Diese Transparenz schafft Vertrauen und reduziert Hemmschwellen.